Der geschenkte Tag

Was für ein Sonnenaufgang!

Warten am Flughafen. Das Paar aus der Schweiz, das ich die letzten Tage seit Corvo fast jeden Tag getroffen habe (Inselhopper-Schicksal), verabschiedet sich Richtung Terceira. Warten weiter. Der kleine Inselhüpfer ist schon wieder zurück von Terceira und unser Flug immer noch verspätet.

Leute in gelben Westen schauen in den Bauch des TAP-Fliegers, einer zuckt immer wieder mit den Schultern. Einen der Passagiere sehe ich plötzlich draußen am Flieger, wild telefonierend. Einer in gelber Weste geht die Treppe hoch, holt eine Stewardess, sie schaut ebenfalls in die offene Klappe. Da sie offenbar keine technische Zusatzausbildung hat, hilft dies auch nicht.

Schließlich kommt die Durchsage, dass der Flug wegen eines technischen Defekts gestrichen wird. Ein kurzes Raunen und alle stellen sich oben wieder am Schalter an. Jeder bekommt die Info: Im Bus geht es in ein Hotel, dort gibt es Essen und weitere Infos, wann es weiter geht.

Im Nachhinein stellt sich heraus, dass wir zunächst alle auf andere Flüge umgebucht werden. Erst am Abend kommt die Nachricht, dass der Flieger doch repariert wurde und alle zusammen mit diesem nach Lissabon fliegen werden. Also alles wie gehabt, nur einen Tag später.

Den geschenkten Tag nutze ich für einen weiteren Bummel durch Horta, zum Porto Pim und zur Casa do Chá, wo ich die wunderbare Dachterrasse genieße. Das Wetter ist nicht mehr ganz so sonnig wie am Vormittag, aber trotzdem angenehm.

Abends gibt es Essen im Hotel. Es ist gut, aber halt für den Durchschittseuropäer gekocht. Am großen runden Tisch sitzt auch der Passagier, der mir am Flieger schon aufgefallen war. Nach kurzem Zögern gibt er zu, dass er ein TAP-Ingenieur ist. Aber machen konnte er doch nichts. Wir unterhalten uns noch gut in der ungewöhnlichen Runde, die sich so sicherlich sonst nie zusammengefunden hätte.

Die Azoren aus der Luft

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