Biosphärenreservate der Azoren

Die beiden kleinsten der neun Azoreninseln, Corvo und Graciosa, sind schon Biosphärenreservate. Die Blumeninsel Flores soll als nächste folgen, der Antrag bei der UNESCO läuft.

Das Konzept der Biosphärenreservate sieht eine räumliche Gliederung in Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone vor, wobei jeder Bereich eine unterschiedliche Bedeutung für Mensch und Natur erhält.

Hochlandseen (Flores)
Hochlandseen (Flores)
Eine oder mehrere Kernzonen sollen dem unbeeinflussten Naturzustand sehr nahe kommen. Diese Flächen werden von jeglicher wirtschaftlicher Nutzung freigehalten. Hier geht es vorrangig um den Schutz natürlicher und naturnaher Lebensräume und Lebensgemeinschaften. Man will beobachten, wie Entwicklungen in der Natur ohne menschliche Beeinflussung ablaufen. Dies bedeutet nicht, dass der Mensch komplett ausgeschlossen ist, das Betreten ist auf ausgewiesenen Wegen erlaubt. Jagd oder Fischerei sind ebenfalls möglich, wenn auch in veränderter Weise.

Küste (Graciosa)
Küste (Graciosa)
In der Pflegezone werden wertvolle Ökosysteme der Kulturlandschaft durch schonende Land- und Meeresnutzung für die Zukunft erhalten. Ziel ist insbesondere die Erhaltung artenreicher und bedrohter Tier- und Pflanzengemeinschaften, deren Fortbestand von der Aufrechterhaltung einer pfleglichen Nutzung abhängt. Die Pflegenzonen sollen außerdem die Kernzonen als Pufferzonen umgeben.

Kraterweiden (Corvo)
Kraterweiden (Corvo)
In der Entwicklungszone schließlich steht der wirtschaftende Mensch im Vordergrund. Es soll beispielhaft gezeigt werden, dass der Mensch die Biosphäre nutzen kann, ohne sie zu zerstören oder die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden. Die Entwicklungszone wird ausdrücklich als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Bevölkerung verstanden. Es gelten daher keine besonderen rechtlichen Beschränkungen.

Caldeirão (Corvo)
Caldeirão (Corvo)
Corvos Besonderheit ist der große Vulkankrater, Caldeirão genannt, der unterschiedlichste endemische Pflanzen beheimatet (Kernzone). Die gesamte Landmasse und das umgebende Meer gehören zur Biosphäre. Jahrhunderte der Beweidung haben eine besondere Landschaft geformt (Entwicklungszone). Neue Strategien und die Bereitschaft der Bevölkerung mitzuarbeiten machen Corvo zu einem ganz besonderen Ort für die Forschung.

Caldeira (Graciosa)
Caldeira (Graciosa)
Im Falle Graciosas gehört ebenfalls die ganze Insel mitsamt umgebendem Meer zum Biosphärenreservat.

Die große Landschaftsvielfalt macht die Insel mit dem weltberühmten Vulkankrater besonders interessant. Man findet dort Vulkankegel, Lavaflüsse, Höhlen und Grotten in verschiedensten Formen. Das Gebiet umfasst Küstenlandschaften, immergrüne Wälder und beheimatet zahlreiche endemische Vogel-, Fledermaus- und Kleintierarten.

Landwirtschaft, Weinbau und Viehzucht sind traditionelle Erwerbsgrundlagen der Einwohner dieser auch kulturell sehr reichen Insel.

Das milde Klima, Thermalquellen und schöne Landschaften machen Graciosa zu einer Insel mit hohem Potenzial für Ökotourismus.

Fajã Grande (Flores)
Fajã Grande (Flores)
Flores wäre nach abgeschlossener Kandidatur das dritte UNESCO Biospärenreservat der Azoren.

Die Insel bietet ebenfalls sehr unterschiedliche Landschaftsbilder – angefangen beim Hochland mit seinen meterdicken Moosteppichen über die Steilküsten samt Grotten und Wasserfällen bis hin zu den über Jahrhunderte bewirtschafteten Fajãs.

Das umgebende Meer soll ein sehr schönes, aber gleichzeitig unbekanntes Tauchgebiet sein.

Die Landschaften dieser Insel möglichst so zu nutzen – auch für den Tourismus – dass sie erhalten und nicht zerstört werden, ist sicher ein erstrebenswertes Ziel.

Offizielle Website: www.azoresbiosfera.org

Kandidatur: www.azores.gov.pt