In Marlene Faros Roman Die Vogelkundlerin geht es nicht um die Vogelwelt der Azoren. Der endemische Azorengimpel, im Portugiesischen Priolo genannt, wird nur erwähnt.
Das Buch ist unterhaltsam, Situationskomik und Beschreibungen durchaus witzig. Da ist zum Beispiel die Freundin der Romanheldin, die sich – auch auf Kosten derselben – stets alles so schön redet, wie sie es gerade braucht. Oder die sarkastischen Denkblasen der Hauptfigur, die unter ihrer Mauerblümchenfassade ganz schön bissig sein kann.
Über die Hauptinsel der Azoren São Miguel gibt es für Kenner der Insel nicht viel Neues zu erfahren. Doch die Autorin erzählt auf schöne Weise, was der eine oder andere Azorenurlauber wohl ebenso empfunden haben mag – wenn er vielleicht bemerkt hat, dass er ganz gegen seine Gewohnheit fremde Leute auf der Straße anlächelt – oder, wie heiss so ein Galão sein kann.
Die Rahmenhandlung allerdings ist nicht der Rede wert. In einen einstündigen Spaziergang rund um den Furnas-See eine Liebesgeschichte mit Zukunftsaussichten hineinzuinterpretieren – das fand ich schon bei Fontanes Effi Briest zu viel verlangt (wenn auch die beiden Werke abgesehen davon nicht vergleichbar sind).
Und warum aktuelle Autoren ausgerechnet auf den Azoren stets Triebtäter in ihre Geschichten einbauen müssen, lässt sich wohl nur so erklären, dass es die größtmögliche Zerstörung der üblicherweise als Paradies gelobten Idylle wäre.
Wer sich also an diesen Punkten nicht stört, kann sich der witzig-zynischen Schreibweise des Romans möglicherweise erfreuen:
» Marlene Faro: Die Vogelkundlerin (amazon)